Die kleine, bunte Welt vor dem Bildschirm
Kinderfernsehen ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Ob Paw Patrol, Peppa Pig oder die vielen anderen bunten Figuren – sie begleiten unsere Kleinsten durch den Tag und bieten Unterhaltung und Abwechslung. Doch welche Auswirkungen hat dieser Medienkonsum auf die Entwicklung unserer Kinder? Unsere Medienpädagogin Franzi beantwortet die Frage im folgenden Beitrag.
Ein Gastbeitrag von Franziska Scharf @ medienfuerkinder.de
Kinderfernsehen ist ein fester Bestandteil des Familienalltags, insbesondere durch beliebte Serien wie „Paw Patrol“ und „Peppa Pig“, die hier nur exemplarisch stehen. Doch viele Eltern fragen sich, welchen Einfluss diese Programme auf die Entwicklung ihrer Kinder haben. Fördern sie kreatives Denken und soziale Fähigkeiten oder behindern sie die kognitive und emotionale Entwicklung? Im Folgenden betrachten wir die positiven und negativen Effekte von Kinderfernsehen und geben Tipps, worauf Eltern achten sollten.
Positive Effekte des Kinderfernsehens
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Förderung der kognitiven Entwicklung
Einige Sendungen vermitteln auf kindgerechte Art Sachthemen und einfache wissenschaftliche Zusammenhänge. Gute Beispiele hierfür sind ab dem Kindergartenalter: Die sogenannten Lach- und Sachgeschichten aus “Die Sendung mit der Maus” vom WDR oder die berühmte “Sesamstraße”. Diese Formate kombinieren Unterhaltung und Bildung, vermitteln Lerninhalte altersentsprechend und unterstützen so das logische Denken. Ein beliebtes Pendant für Kinder ab dem Grundschulalter findet sich in den Kindersendungen der Checker Welt bei KIKA.
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Soziale und emotionale Entwicklung
Serien wie “Stark mit Fidi” und „Bobo Siebenschläfer“ vermitteln Werte wie Freundschaft und Teamarbeit und helfen Kindern, ihre emotionale Intelligenz zu entwickeln. Alltägliche Situationen in diesen Sendungen erleichtern es den Kindern, soziale Rollen zu verstehen und Beziehungsdynamiken besser nachzuvollziehen.
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Sprachentwicklung
Serien wie „Blue’s Clues“ und „Micky Wunderhaus“ fördern die Sprachentwicklung, indem sie Kinder aktiv zum Nachsprechen und Lösen von Rätseln anregen. Wiederholter Kontakt mit neuen Wörtern erweitert den Wortschatz. Ein Beispiel für eine Serie, die Spaß am Lesen vermittelt, ist “Der wunderliche Buchladen von Dog und Puck”. Hier werden Kinder dazu ermutigt, selbst zu lesen und ihre sprachlichen Fähigkeiten zu verbessern.
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Kreativität und Fantasie
Kinderserien regen die Fantasie an und fördern kreatives Denken. Programme wie „ENE MENE BU- und dran bist du“ und „Lily Strandschatz Eiland“ animieren Kinder, kreativ zu werden. In „ENE MENE BU“ werden Kinder zum Basteln und Malen inspiriert, während „Lily Strandschatz Eiland“ Kinder auf imaginäre Abenteuer mitnimmt, die ihre Vorstellungskraft beflügeln. Solche Serien bieten Kindern die Möglichkeit, ihre kreativen Ideen auszuleben und ihre Fantasie zu entwickeln.
Die Schattenseiten
Trotz der positiven Aspekte des Kinderfernsehens gibt es jedoch auch Risiken, die Eltern beachten sollten.
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Passiver Konsum und Bewegungsmangel
Fernsehen kann zu Passivität führen und die kindliche Neugier sowie Kreativität einschränken. Übermäßiger Bildschirmkonsum kann Kinder daran hindern, selbst aktiv zu spielen und Geschichten zu erfinden. Auch die körperliche Aktivität bleibt oft auf der Strecke, was die motorische Entwicklung beeinträchtigen könnte.
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Überreizung durch schnelle Bildwechsel
Moderne Serien wie „Paw Patrol“ und „SpongeBob Schwammkopf“ setzen auf schnelle Bildwechsel und laute Geräusche, die eine Reizüberflutung verursachen können. Dies könnte die Konzentrationsfähigkeit beeinträchtigen und langfristig zu Unruhe führen. (Lies auch unseren Beitrag: ADHS und Medienkonsum – Sind digitale Medien schädlich?)
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Problematische Rollenvorbilder und Inhalte
Kinder übernehmen oft unreflektiert das Verhalten, das sie in Fernsehsendungen sehen. In manchen Serien werden traditionierte Geschlechterrollen oder problematische Verhaltensweisen vermittelt. Inhalte, die Konflikte durch Wettbewerb statt Kooperation lösen, könnten sich negativ auf das Sozialverhalten der Kinder auswirken.
5 Tipps für einen bewussten Umgang mit Kinderfernsehen
Um von den positiven Effekten zu profitieren und dabei die Risiken zu minimieren, können Eltern einige Maßnahmen ergreifen:
1.) Auswahl hochwertiger Programme
Eltern sollten darauf achten, dass die Programme altersentsprechend und pädagogisch wertvoll sind. Sendungen, die Wissen vermitteln oder soziale Fähigkeiten fördern, sind oft besser als reine Unterhaltungssendungen.
2.) Zeitlimit setzen
Es ist sinnvoll, die tägliche Fernsehdauer klar zu begrenzen, damit das Fernsehen nur einen kleinen Teil des Tages ausmacht. Kinder sollen lernen, dass auch andere Aktivitäten wie Lesen, Basteln und Bewegung an der frischen Luft wichtig sind.
3.) Begleitetes Fernsehen
Eltern sollten, wenn möglich, gemeinsam mit ihren Kindern fernsehen und die Inhalte anschließend besprechen. Das fördert das Verständnis und ermöglicht es, problematische Darstellungen zu klären und Missverständnisse zu vermeiden.
4.) Alternative Aktivitäten fördern
Eltern sollten sicherstellen, dass ihre Kinder auch ausreichend Zeit für aktive und kreative Spiele haben. Bewegung und freies Spielen sind essenziell für die kindliche Entwicklung und sollten nicht vernachlässigt werden.
5.) Informationsquellen nutzen
Eltern können sich bei SCHAU HIN! oder auf der Plattform FLIMMO.de über Kinderserien und Filme informieren. Letztere hilft, kindgerechte Alternativen zu gewöhnlichen Serien zu finden und liefert Bewertungen zu aktuellen Kindersendungen. Familien können so bewusster entscheiden, welche Inhalte für ihre Kinder geeignet sind.
Fazit
Kinderfernsehen ist ein zweischneidiges Schwert. Es kann die kindliche Entwicklung positiv beeinflussen, birgt jedoch auch potenzielle Risiken. Eltern spielen eine entscheidende Rolle dabei, das richtige Maß zu finden und sicherzustellen, dass Fernsehen ein unterstützendes Element in der Entwicklung ihrer Kinder bleibt.
Über Franzi
Franzi ist freiberufliche Medienpädagogin und Master of Arts in der Handlungsorientierten Medienpädagogik. Ihr Herzenswunsch ist es, Klein & Groß einen bewussten Umgang mit Medien zu vermitteln – Eltern darin zu ermutigen und zu stärken. Daher ist es ihr wichtig, dass wir uns über unsere eigene Medienkompetenz im Klaren sind, um als Vorbildfunktion zu agieren.
“Kinder lernen den sicheren Umgang mit Medien hauptsächlich durch das Vorbild der Erwachsenen in ihrer Umgebung.” – Franziska Scharf
Mehr Infos zu Franzi unter www.medienfuerkinder.de
Eure Ansprechperson in der Windelprinz Redaktion ist Stefanie. Die dreifache Mami gründete in 2017 das Onlinemagazin Windelprinz.