Für werdende Mütter verändert sich vieles. Allem voran steht dabei die Gesundheit des ungeborenen Babys. So ist das Thema Rauchen in der Schwangerschaft sehr umstritten. Die einen verzichten ab dem Moment des positiven Schwangerschaftstests sofort darauf. Anderen werdenden Müttern fällt es schwer.
Häufig stößt man auf die Diskussion, ob starke Raucherinnen die gewohnte Zigarettenmenge erst einmal nur reduzieren sollten. Was ist dran? Und wie gelingt ein Rauchstopp am besten? In diesem Beitrag erfährst du mehr.
Inhalt
Rauchen in der Schwangerschaft
Laut der KIGGS-Langzeitstudie am RKI haben 10,9% der Mütter von 0- bis 6-jährigen Kindern während ihrer Schwangerschaft geraucht. Dieser Prozentsatz basiert auf Erhebungen im Zeitraum 2014 bis 2017.
Die Zahl ist überraschend hoch. Dabei konnte bereits im Jahr 1957 nachgewiesen werden, dass rauchende Schwangere doppelt so häufig Neugeborene mit einem verringerten Geburtsgewicht < 2500 Gramm zur Welt bringen (Simpson 1957). Seitdem gab es unzählige Studien, die aufzeigen, welche Auswirkungen Rauchen auf den Fötus und die kindliche Entwicklung hat.
Fakt ist: Heutzutage besteht kein Zweifel mehr daran, dass Rauchen in der Schwangerschaft sowohl der Mutter, als auch dem ungeborenen Kind schadet. Es begünstigt schwerwiegende Komplikationen und Fehlentwicklungen. Die möglichen Folgen sollten keinesfalls unterschätzt werden.
8.400 Substanzen – und was sie mit deinem Baby machen
Wusstest du, dass der Rauch einer Zigarette neben Nikotin und Kohlenmonoxid, tausende weiterer chemischer Substanzen enthält? Darunter Ammoniak, Blei, Arsen und Quecksilber. Viele der Substanzen sind toxisch und können deinem Baby ebenfalls schaden. Wer sich im Detail dafür interessiert, der kann über 8.400 dieser Substanzen in diesem Buch* nachlesen:
Die Substanzen, von denen etliche giftig und teils krebserregend sind, gelangen in den Blutkreislauf deines Babys. Die Gefahren sind vielfältig:
- Die Versorgung mit wichtigen Nährstoffen und Sauerstoff verschlechtert sich erheblich.
- Kinder von Raucherinnen wiegen meist weniger, sind kleiner und ihr Kopfumfang ist geringer als bei Babys von Nichtraucherinnen.
- Daneben kann es zu einer verzögerten Entwicklung und somatischen Krankheiten kommen.
- Die Herzfrequenz des Babys ist bei rauchenden Müttern oft auffällig und die Gefahr für einen Herzfehler erhöht.
- Betroffene Kinder sind später anfällig für erhebliche Atemprobleme und Lungenerkrankungen wie Asthma.
- Die giftigen Chemikalien im Zigarettenrauch können zudem Fehlbildungen an den Händen, Füßen und am Gaumen sowie geistige Behinderungen verursachen.
- Psychische Störungen und Verhaltensstörungen wie ADHS sind ebenso möglich.
- Bei Raucherinnen kommt es häufiger zu Fehl- oder Totgeburten.
- Auch die Wahrscheinlichkeit für einen plötzlichen Kindstod ist erhöht.
So setzen rauchende Mütter ihr Kind einem überaus hohen Gesundheitsrisiko aus.
Frauen mit Kinderwunsch hören im Idealfall schon vor der Befruchtung mit dem Rauchen auf. Doch auch in der Schwangerschaft ist es in den ersten Schwangerschaftswochen noch nicht zu spät. Jeder Tag ohne Nikotin zählt.
Klassifikation nach ICD-10
Für die vorgeburtlich entstandene Schädigung eines Kindes durch Tabakkonsum existiert auch eine ICD-10 Klassifikation: P04.2 – “Schädigung des Fetus und Neugeborenen durch Tabakkonsum der Mutter”. Damit handelt es sich bei diesen Gesundheitsschädigungen um eine von der WHO anerkannte Krankheit. Sie wird auch als das Fetale Tabaksyndrom (FTS) bezeichnet.
Reicht es, den Nikotinkonsum zu reduzieren?
“Eine Zigarette oder nur wenige am Tag werden dem Baby schon nicht schaden.” – Mit dieser Ausrede möchten viele schwangere Mütter ihr Gewissen erleichtern, da starke Raucherinnen oft Probleme haben, gänzlich damit aufzuhören. Zudem hält sich das Gerücht, dass bei einem plötzlichen Rauchstopp nicht nur die werdende Mama, sondern ebenso das ungeborene Kind auf Entzug ist. Doch beide Thesen sind falsch.
Es gibt keine Studien, die entsprechende Abhängigkeitssymptome von Ungeborenen benennen. Beim Fötus werden Entzugserscheinungen, wenn überhaupt, nur vorübergehend auftreten. Die nachhaltigen, schädlichen Wirkungen des Rauchens auf das Kind hingegen sind wesentlich schwerwiegender, was wiederum diverse Studien bestätigen. So ist es immer ratsam, gänzlich mit dem Rauchen aufzuhören und auch Passivrauch zu meiden, denn über diesen nimmst du ebenfalls schädliche Substanzen auf.
Wichtig: Rauche auch nach der Geburt deines Kindes nicht, denn dein Baby nimmt beim Stillen die Giftstoffe über die Muttermilch auf. Falls du nicht stillst, sollte die Wohnung dennoch rauchfrei sein, um die Entwicklung und Gesundheit deines Kindes nicht zu gefährden.
E-Zigarette – der gesündere Weg?
In der Annahme, dass E-Zigaretten weniger schädlich seien, wechseln fatalerweise immer mehr schwangere Raucherinnen zur E-Zigarette. Das geht aus einer amerikanischen Langzeitstudie hervor, an der über 3.000 werdende Mütter teilnahmen.
E-Zigaretten sind jedoch keine “gesündere” Alternative, wie viele Raucher fälschlicherweise denken. Vielmehr warnen Lungenärzte vor E-Zigaretten während der Schwangerschaft, da die Risiken verharmlost und unterschätzt werden. Zwar sind E-Zigaretten nach aktuellem Forschungsstand weniger gesundheitsschädlich als herkömmliche Zigaretten. Ohne Zweifel aber sind sie ebenfalls schädlich. Auch über die Langzeitfolgen gibt es heute noch zu wenig Erkenntnisse. Ein Umstieg vom Glimmstängel auf E-Zigaretten sollte nicht deine Wahl sein.
Mit dem Rauchen aufhören – Tipps, wie es gelingen kann
Es ist nicht immer leicht, direkt mit dem Rauchen aufzuhören. Es ist aber hilfreich, sich darüber zu informieren, welche fatalen Auswirkungen Rauchen auf dein Baby haben kann. Dieses Wissen hilft vielen werdenden Müttern, nicht mehr weiter zu rauchen. Ein gesundes Baby ist die schönste Belohnung! Kleine Dinge können dir zusätzlich helfen, den Weg konsequent zu gehen:
6 Tipps um mit dem Rauchen aufzuhören
- Wähle einen Tag aus, an dem du aufhören möchtest, zu rauchen.
- Wirf die noch vorhandenen Zigaretten weg, um einer Versuchung aus dem Weg zu gehen.
- Wenn dich das Verlangen überkommt, atme tief durch und versuche einige Minuten zu entspannen. Trinke eine Tasse Tee oder ein Glas Wasser.
- Baue Zwischenmahlzeiten ein. Bereite dir Obst- und Gemüseportionen vor, zu denen du dann greifen kannst.
- Ablenkung ist hilfreich. Gehe spazieren oder mache das, wonach dir gerade der Sinn steht.
- Entwickle eine bewusste Strategie, wie du vorgehst, wenn dich die Sucht überfällt.
Weitere Informationen findest du in der kostenlosen Broschüre rauchfrei in der Schwangerschaft – Ich bekomme ein Baby von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).
Was bei einem Ausrutscher tun?
Sollte dennoch ein Ausrutscher passieren, ist es wichtig, dass er nicht zum Rückfall führt. Mache dir immer wieder bewusst, warum du mit dem Rauchen aufgehört hast. Gib nicht nach, denn sonst fängst du von vorn mit der Entwöhnung an. Die Entzugserscheinungen werden nach einigen Wochen nachlassen. Das Verlangen nach einer Zigarette wird immer schwächer. Entspannungsmethoden wie Yoga helfen dir, Stress zu bewältigen.
Letztendlich sind auch Nikotinersatzpräparate wie Nikotinpflaster besser, als zu rauchen. Besprich es aber vorher mit deinem Frauenarzt. Du kannst zudem an einem Nichtraucherkurs teilnehmen. Nicht geeignet für Schwangere sind Medikamente zur Abgewöhnung des Rauchens. Krankenkassen bieten manchmal auch spezielle Entwöhnungsprogramme an.
Warum sich Aufhören für dein Kind 2-fach lohnt
Mit dem Rauchen Aufhören lohnt sich für alle Beteiligten in deiner Familie, gesundheitlich und finanziell. Für dein Kind lohnt es sich jedoch gleich zweifach! Studien haben herausgefunden, dass Kinder später mit einer höheren Wahrscheinlichkeit selbst zur Zigarette greifen, wenn ein oder sogar beide Elternteile rauchen. Laut rauchfrei steigt das Risiko zudem stärker, je länger Kinder und Jugendliche das Rauchen der Eltern miterleben. Deshalb sollten Eltern so früh wie möglich mit dem Rauchen aufhören.
Unser Lesetipp für Eltern größerer Kinder: Mit dem Rauchen im Teenie-Alter beschäftigt sich auch Birgit vom Mamiblog “Mutti’s Nähkästchen” in ihrem aktuellen Beitrag: Suchtprävention in der Familie: Über Nikotin reden. Schön geschrieben, mit Tipps für nichtrauchende, wie auch für rauchene Eltern.
Fazit
Rauchen in der Schwangerschaft ist grundsätzlich falsch, denn es schadet dem ungeborenen Kind und der werdenden Mutter. Verzichte daher, wenn du schwanger bist, unbedingt auf Zigaretten. Die Folgeschäden werden oft unterschätzt. So versuchen viele zunächst einmal, den Konsum nur zu verringern. Doch das genügt nicht! Das Nikotin und weitere schädliche Substanzen jeder einzelnen Zigarette belastet dein ungeborenes Kind. Die möglichen Folgen sind erschreckend. Sie reichen von körperlichen und mentalen Fehlbildungen über Erkrankungen der Lunge und des Herzens bis hin zum ungewollten Ende der Schwangerschaft.
Die beste Lösung ist deshalb ein sofortiger Verzicht, auch auf Passivrauch. Die genannten Tipps helfen bei der Entwöhnung. Mache dir immer wieder deutlich, wofür du mit dem Rauchen aufhörst: für dich selbst und vor allem für die Gesundheit deines Kindes. Das Gleiche gilt natürlich auch für den Verzicht auf Alkohol während der Schwangerschaft. Lies dazu folgenden Post: Nur ein Gläschen Sekt…
Eure Ansprechperson in der Windelprinz Redaktion ist Stefanie. Die dreifache Mami gründete in 2017 das Onlinemagazin Windelprinz.
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