Hallo ihr Lieben,
heute möchte ich euch einen Rückblick zum Blogfamiliär Digitalkompass für Eltern geben, der am 23.02.1019 im Merlin Stuttgart stattgefunden hat. Blogfamiliär ist ein neues Veranstaltungs-Projekt von Blogfamilia, in dem sich alles rund um die digitale Bildung drehen soll. Die Veranstaltungen zum Netzwerken, Weiterbilden und Diskutieren sollen regelmäßig in kleinem, familiärem Rahmen und in verschiedenen Städten stattfinden. Zielgruppe sind neben Papa- und Mamabloggern, alle interessierten Eltern, Lehrer, Erzieher, sowie auch Unternehmen mit Familienbezug. In Stuttgart hatte Blogfamiliär Premiere mit dem Digitalkompass für Eltern unter dem Titel “Neue Medien und Erziehung”.
In gemütlichem Rahmen mit Snacks und Getränken wurden Antworten auf folgende Fragen diskutiert: Was macht mein Kind im Netz und wo lauern dort Gefahren? Was können Eltern erlauben und wo sind die Grenzen? Welche Maßnahmen gibt es gegen Cyber Mobbing? Wie können Eltern ihre Kinder sensibilisieren und ihnen Vorbildfunktion sein? Um diese und weitere Fragen zu beleuchten, wurde die Veranstaltung in zwei Themenblöcke aufgeteilt. Während der erste Teil, rund um das Thema Cybermobbing, eher für Eltern älterer Kinder und Jugendlicher von Relevanz war, betraf Teil 2, “Digitale Erziehung im Alltag” bereits Kleinkind-Eltern.
1.) Für Respekt und gegen Mobbing
Unter dem Titel „Für Respekt und gegen Mobbing – wie wir Menschen in Social Media schützen“ referierten Constanze Osei-Becker, Managerin Public Policy bei Facebook und Martin Wicke, Manager Public Policy bei Instagram über die Problematik mit “Cyber Mobbing” bzw. “Cyber Bullying” oder mit sogenannten “Happy Slapping Videos”. Beide Onlinedienste setzen sich mit diesen Themen auseinander und beschäftigen zahlreiche Mitarbeiter im Sektor Sicherheit.
So sind laut Constanze Osei-Becker aktuell rund 30.000 Mitarbeiter weltweit bei Facebook für diese Thematik zuständig. Hinzu kommen ca. 300 Partner, wie beispielsweise die in Deutschland bekannte Nummer gegen Kummer. Parallel wird kontinuierlich an Algorithmen und Bilderkennungstechnologien gearbeitet um kritische Beiträge, sowohl in Bild-, Text-, als auch Videoform automatisiert herauszufiltern. Speziell in diesem Bereich sind Machine Learning und künstliche Intelligenz ein zukunftsweisendes Thema.
Dank der heutigen technologischen Möglichkeiten wurden im vergangenen Quartal sagenhafte 2.1 Millionen kritische Posts alleine in Deutschland gelöscht. 15 Prozent davon, noch bevor sie an Facebook gemeldet wurden. Doch so beeindruckend diese Zahlen auch klingen mögen, so sollte man diese wohl in Relation zu den gigantischen Nutzerzahlen sehen.
Verantwortungsbewussten Eltern legt Constanze Osei-Becker ans Herz, sich mit den Plattformen zu befassen, sowie die Nutzerkonten ihrer Kinder gut abzusichern. In diesem Zusammenhangt weißt sie auf das Facebook Safety Center und das darin enthaltene Facebook Elternportal hin: https://www.facebook.com/safety/parents
Gleichermaßen sensibilisiert sollte auch die Nutzung von Instagram erfolgen. Der werbefinanzierte Onlinedienst, der zu Facebook gehört, verzeichnete in den vergangenen Jahren ein enormes Wachstum. Insbesondere Jugendliche nutzen Instagram in hohem Maß.
Martin Wicke weist auf den Instagram Elternleitfaden hin, der bei Facebook heruntergeladen werden kann. Drei Themen stehen im Leitfaden im Fokus: der Umgang mit Privatsphäre, Interaktionen und Zeit auf Instagram. Darüber ist ein Diskussionsleitfaden enthalten. Anhand dessen können Eltern und Erziehungsberechtigte ein offenes Gespräch mit ihren Kindern über Instagram führen. Hier der Link zum Elternleitfaden: https://www.facebook.com/help/instagram/154475974694511
Wusstet ihr schon…
…dass die Social Media Netzwerke Facebook und Instagram von Kindern bzw. Jugendlichen erst ab 13 Jahren genutzt werden dürfen?
2.) Digitale Erziehung im Alltag
In den zweiten Teil der Veranstaltung, der unter dem Thema „Digitale Erziehung im Alltag“ stand, startete Bestsellerautorin und Bloggerin Katja Seide („Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn“) mit dem folgenden Zitat:
“Ich fühle mich ohnmächtig, wenn ich sehe, wie sehr mein Kind von digitalen Medien angezogen wird.”
Suchtpotenzial
Mit derartigen Aussagen besorgter Eltern wird Katja Seide, die auch als Sonderpädagogin tätig ist, regelmäßig konfrontiert. Die Eltern fürchten die Abhängigkeit ihrer Kinder von Fernseher, Handy, Computer und Co. Es stellt sich somit die berechtigte Frage, ob diese Ängste valide sind. Katja Seide erklärt zunächst, wie Sucht entsteht. Spannend auch die Zahlen, Daten und Fakten, die sie hierzu aufführt. So verbringen laut Aussage 1 Prozent aller Deutschen zwischen 14-65 Jahren mehr als 35 Stunden wöchentlich im Internet. Weitere 6 Prozent seien akut suchtgefährdet.
Trotz dieser erschreckenden Zahlen, kann Katja Seide die Eltern zugleich beruhigen. Ihrer Einschätzung nach bestehe kein Suchtpotenzial, sofern die Grundbedürfnisse befriedigt sind. Katja Seide veranschaulicht dies an einem Rat-Park-Experiment, einem Suchtforschungsexperiment mit Ratten.
Aggressives Verhalten
Ein weiterer interessanter Punkt war die Erklärung, weshalb manche Kinder auf die Aufforderung, den Fernseher auszuschalten, aggressiv reagieren. Die Antwort dafür, so erklärt Katja Seide, liefert der präfrontale Cortex, ein Teil der Großhirnrinde. Dieser regelt als eine Art “Kontrollschleife” die situationsangemessene Handlungssteuerung. Bei Kleinkindern jedoch funktioniert dieser Mechanismus der Impulskontrolle noch nicht, ebenso wie auch bei Erwachsenen unter Alkoholeinfluss.
Auch Ermüdung und lange Bildschirmzeiten versetzen den präfrontalen Kortex in einen Ruhemodus. Auf externe Impulse, wie beispielsweise eine Aufforderung der Eltern, kann somit nicht mehr angemessen reagiert werden. Ein ausgeprägter Medienkonsum, wie beispielsweise langes Fernsehen oder Computerspielen kann also aggressives Verhalten herbeiführen.
Katja Seide rät Eltern, ihren Kindern diesen Zusammenhang zu erklären und Kinder in solchen Situationen in ihrer Impulskontrolle zu unterstützen. Beispielsweise indem das Kind selbst den Fernseher ausschaltet. Zudem sind Eltern gefordert, ihre Kinder vor exzessivem Medienkonsum zu schützen. Ein gesundes Gleichgewicht sei hier ausschlaggebend. Dabei kann die Fragestellung hilfreich sein, wieviel Zeit in Relation zum Medienkonsum die Kinder in der freien Natur oder gemeinsam mit den Eltern verbringen.
Denkanstöße
Viele Eltern erinnern sich heute mit Wehmut an ihre Kindheit, in der sie einen großen Anteil ihrer Freizeit draußen, in der freien Natur verbracht haben. In einem zunehmend urbanen Leben ist das heute nur noch begrenzt möglich. Eltern scheuen oft und nicht zu Unrecht die Gefahren. Das Erleben von “Abenteuern” weicht damit nicht selten dem digitalen Ersatz, z.B. in Form von Computerspielen.
In weiterer Punkt auf den Katja Seide aufmerksam macht, ist der Wegfall des Tagtraummodus. Wann immer heutzutage eine freie Minute besteht, wird das Handy gezückt. Momente der Leere werden sofort überbrückt. Dabei sollten wir solche Momente ganz bewusst zulassen und unserem Gehirn gelegentlich etwas Zeit zum Tagträumen geben. Wenn das Gehirn ermüdet ist, dienen Tagträume der Regeneration.
Nicht zu unterschätzen ist in diesem Zusammenhang auch die Macht der Langeweile. Diese ist ebenso wichtig für das Gehirn, denn “Langeweile…”, so Katja Seide, “…regt die Kreativität und Produktivität” an. Wer Langeweile also zulässt und sich hin und wieder aus dem Alltag wegträumt, macht sich damit ein großes Geschenk.
Fazit
Die erste Blogfamiliär in Stuttgart war ein gelungenes Event und lieferte in komprimierter Form allerhand interessante und nützliche Informationen für Eltern. Mein persönliches Interesse erweckten besonders die beziehungs- und bedürfnisorientierten Erziehungsansätze von Katja Seide.
Das Blogfamilia Team hat hier ein rundes und stimmiges Programm auf die Beine gestellt. Vom Informationsgehalt hätte man vermutlich kaum mehr in einen kurzweiligen Samstagnachmittag packen können. Dazu gab’s eine Goodie Bag und viele Kalorien. Ich bin gespannt, ob man sich auf weitere Blogfamilia Veranstaltungen in Stuttgart freuen darf.
Eure Stefanie
Wenn ihr mehr Informationen zur digitalen Erziehung im Alltag sucht, dann hört euch die kostenlose Podcastreihe von “Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten” an. In der 12-teiligen Podcastreihe befassen sich 7 Teile mit genau diesem Thema. Dabei wird unter anderem auch auf das erwähnte Rat-Park-Suchtforschungsexperiment eingegangen, ebenso wie auf Aggressionen und Impulskontrolle. Die Podcastreihe findet ihr hier: https://www.podcast.de/podcast/645864/
Die beiden Erziehungsratgeber von Katja Seide und Danielle Graf behandeln in zwei Altersgruppen die beziehungs- und bedürfnisorientierte Erziehung. Beide Bücher haben es in die Spiegel-Bestsellerliste geschafft:
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Und last but not least ein Video-Tipp aus der ZDFmediathek, auf den ich im Rahmen meiner eigenen Recherchen zum Thema gestoßen bin: Wissen | Leschs Kosmos – Die geheime Macht der Langeweile

Eure Ansprechperson in der Windelprinz Redaktion ist Stefanie. Die dreifache Mami gründete in 2017 das Onlinemagazin Windelprinz.