Etliche Wochen dauert der Corona Shutdown nun bereits an und in den sozialen Medien kursieren viele Spekulationen um einen bevorstehenden Babyboom. Was glaubt ihr? Ist ein Geburtenanstieg als Folge der Coronakrise zu erwarten?
Wir haben 600 Leser befragt, wie sich die Einschränkungen und der veränderte Alltag aufgrund Covid-19 auf ihr Familienleben und ihre Beziehung auswirken. Demzufolge sind 88 Prozent der Familien von spürbaren Veränderungen betroffen – im Positiven, wie im Negativen. Ob es nun wirklich einen Babyboom geben wird oder ob Beziehungen eher auf eine Belastungsprobe gestellt werden? Hier erfahrt ihr die Rückmeldungen unserer Leser.
“Wir sind alle sehr erschöpft und ausgebrannt.”
Anonym, 18. April 2020, 13:30
Covid-19 und seine positiven Effekte
Es erfordert ein wenig emotionale Distanz, von den “positiven” Effekten der Coronakrise zu sprechen. Zu groß sind die Opfer bezogen auf Erkrankte und Todesfälle. Hinzu kommen wirtschaftliche und individuelle Kollateralschäden unbekannten Ausmaßes. Doch birgt jede Krise bekanntlich auch Chancen. Während der Flugverkehr nahzu zum Erliegen kommt und ganzen Branchen die Insolvenz droht, sinken auf der anderen Seite die CO2-Emissionen.
“Trotz großer Geldsorgen ist neugewonnene Familienzeit ein Privileg.”
Anonym, 21. April 2020, 15:38
Auch für Familien gibt es neben allen Entbehrungen positive Aspekte. So verbringen 64 Prozent der befragten Familien deutlich mehr Zeit miteinander. 39 Prozent kommunizieren laut Angabe mehr miteinander und 33 Prozent fühlen sich als Familie durch die Krise stärker zusammengeschweißt.
“Wir kochen nun mehr zuhause.”
Anonym, 10. April 2020, 16:05
Familienharmonie oder Spannungsfeld?
Trotzdem sollen die Zahlen nicht über die massiven Herausforderungen hinwegtäuschen, die viele Familien momentan zu meistern haben. Hundertausende Eltern müssen derzeit im Beruf zurückstecken, um den Ausfall von Kitas und Schulen zu bewerkstelligen. Ob Kleinkindbetreuung im Homeoffice mit Kindern oder beim Homeschooling – nicht selten muss dafür mindestens ein Elternteil berufliche Einbußen in Kauf nehmen. Mit einem Schlag ist der gesamte Jahresurlaub verbraucht. Hinzu kommen finanzielle Sorgen und Zukunftsängste.
“Keiner kommt zur Ruhe mit 2 Kindern zu Hause.”
Anonym, 19. April 2020, 00:03
Viele Menschen bangen derzeit um ihren Job und die berufliche Zukunft. All das kann auf Familien sehr belastend einwirken. 28 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre familäre Situation derzeit angespannt sei. Ganze 12 Prozent sehen in der aktuellen Situation sogar eine Belastungsprobe für ihre Beziehung. Man mag sich die Konsequenzen lieber nicht ausmalen, wenn die Belastung für Familien noch weiter andauert. Kita-Öffnungen im Herbst dürften jedenfalls für zahlreiche Familien kaum noch stemmbar sein. Besonders schwierig gestaltet sich die Situation für berufstätige Alleinerziehende.
Beziehungskrise oder Baby-Boom?
Die Zahlen verraten diesbezüglich keine eindeutige Antwort. Es bleibt also noch ein paar Monate spannend, bis sich zeigt, ob die Menschen auf den behördlich angeordneten Hausarrest eher mit Lust oder Frust reagierten. Vermutlich hängt es auch von den Begleitumständen ab:
- Singles leben seit einigen Wochen “safer” denn je. Denn Orte des sozialen Lebens, wie Cafés, Bars, Restaurants und Clubs, wurden vorübergehend geschlossen. Selbst ein Flirt im Fitnessstudio scheidet bislang noch aus. Außer den Online Dating Portalen bleibt also erstmal nicht viel. Wenig Chancen für Babys.
“Ich lebe allein und kann meine Familie wegen des Kontaktverbots nicht mehr sehen.”
Anonym, 21. April 2020, 16:51
- Paare, die in einem gemeinsamen Haushalt leben, könnten die gemeinsame Zeit in Verbindung mit dem eingeschränkten Freizeitangebot begünstigend für die Familienplanung empfinden. Zumindest sofern nicht bereits Kinder da sind, die – je nach Alter – die häusliche Romantik stören. Hinzu kommen berechtigte Ungewissenheiten, die Paare dazu bewegen, ihren Kinderwunsch aufschieben: Finanzielle Sorgen, aber auch gesundheitliche Fragezeichen stehen im Raum. – Noch gibt es keine Langzeitstudien über mögliche Risiken, die sich durch Covid-19 für das Ungeborene im Mutterleib oder für Neugeborene ergeben.
Von den befragten Personen mit Kinderwunsch verfolgen 86 Prozent ihre Babypläne auch während Corona aktiv weiter. 14 Prozent dagegen haben ihren Kinderwunsch vorerst zurückgestellt, was die Theorie eines möglichen Babybooms ebenfalls etwas fraglicher werden lässt.
Seife, Toilettenpapier & Kondome
In Folge der Coronakrise wurden zeitweise deutlich mehr Kondome gekauft, als im Vergleichszeitraum. So ermittelte das statistische Bundesamt in einer Sonderauswertung zum Kaufverhalten bei bestimmten Gütern des täglichen Bedarfs.
Weitere Einflüsse auf das Familienleben
Auch individuelle Beobachtungen konnten die Befragten unserer Umfrage angeben. Anhand der Antworten ist erkennbar, dass Familien, je nach Anzahl und Alter der Kinder, Berufstätigkeit und Situation (insbesondere Alleinerziehende) teils sehr unterschiedliche Auswirkungen erleben. Hier fassen wir für euch zusammen, welche Kernaussagen zusätzlich genannt wurden.
Das sagen Familien auch über den Alltag im Corona-Shutdown:
- “Der Alltag ist anstrengender als sonst.”
- “Der übliche Stress & Hektik im Alltag entfallen.”
- “Bei uns zuhause wird nun mehr gekocht.”
- “Die Kinder verbringen nun mehr Zeit mit dem Papa.”
- “Die Kinder vermissen Kindergarten, Schule und Alltag.”
- “Wir verbringen mehr Zeit in der Natur.”
- “Wir gehen seltener einkaufen.”
- “Die Kinder sind weniger reizüberflutet.”
- “Die Kinder sind nicht richtig ausgelastet.”
- “Mein Beruf fordert nun mehr Zeit ein als sonst.”
- “Es bleibt kaum Zeit für meine Selbständigkeit.”
Ein klares Ergebnis unserer Befragung: Für rund 88 der Familien gibt es nennenswerte Auswirkungen der Coronakrise auf das gewohnte Familienleben – im Positiven, wie im Negativen. Nur 12 Prozent leben derzeit weiterhin ihren mehr oder weniger gewohnten Familienalltag – ohne besondere Effekte oder Veränderungen. Was haltet ihr für wahrscheinlicher: Babyboom oder Beziehungskrise?
Eure Ansprechperson in der Windelprinz Redaktion ist Stefanie. Die dreifache Mami gründete in 2017 das Onlinemagazin Windelprinz.