Wutanfälle bei Kindern liebevoll begleiten

Wutanfälle bei Kindern
© Stephen Andrews / Pexels – Wutanfälle? Mit diesen 5 Tipps hilfst du deinem Kind

Es ist der absolute Eltern-Albtraum: Dein Kind bekommt einen Wutanfall und ist nicht mehr zu bändigen. Die Leute fangen an zu gucken und die ersten schütteln schon missbilligend den Kopf. Am liebsten würdest du mitsamt Kind im Boden versinken. Geht aber nicht. Womit du dein Kind beruhigst und wie du solchen Szenen in Zukunft vorbeugst, erfährst du in diesem Artikel.

Ein Gastbeitrag von Birgit @ StarkeKids

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Wütend mit gutem Grund! Das sind die Ursachen für Wutanfälle

Wutanfälle sind in den eigenen vier Wänden schon eine Herausforderung. Im Supermarkt, auf dem Spielplatz, im Bus oder im Flugzeug wird es aber noch nervenaufreibender. – Zuallererst: Mit deinem Kind ist alles in Ordnung. Wutanfälle sind eine normale Reaktion auf Probleme oder Gefühle, mit denen dein Kind noch nicht umgehen kann. Sie gehören zum Entwicklungsprozess und werden seltener, je älter dein Kind wird. Dann lernt dein Kind nämlich, wie es sich besser ausdrücken kann.

Woran kann’s liegen?

In etwa 80 Prozent der Fälle sind einer (oder mehrere) der folgenden 5 Punkte verantwortlich für den Wutausbruch deines Kindes.

Die ersten drei Gründe…

  • Hunger
  • Müdigkeit
  • Überforderung

…sind eher ersichtlich und deshalb leichter zu beheben. Bei den nächsten beiden Gründen…

  • Zu wenig Aufmerksamkeit / Nähe / Verbindung
  • Zu wenig Selbstbestimmung

…wird es schon etwas komplizierter. Kinder brauchen Aufmerksamkeit. Das Gefühl, nicht gehört oder richtig wahrgenommen zu werden, löst bei deinem Kind Verzweiflung aus. Mit dem Wutanfall wird das nach außen getragen. Dasselbe gilt für die Selbstbestimmung. Mit ein paar Tipps kannst du aber auch diese Ursachen bekämpfen.

Wutausbrüche von vornherein vermeiden? Geht!

Mit diesen 5 einfachen Tipps kannst du die Häufigkeit der Wutausbrüche deines Kindes minimieren:

1. Feste Routinen integrieren

Das beugt vor allem dem Gefühl der Überforderung vor, aber auch Hunger und Müdigkeit können durch feste Schlafens- und Essenszeiten verhindert werden. Je strukturierter euer Tagesablauf ist, desto weniger Möglichkeiten gibt es, dass sich dein Kind überfordert fühlt. Der Ablauf ist klar geregelt und gibt deinem Kind die Orientierung, die es braucht.

Sollte doch eine Planänderung kommen, beziehe dein Kind frühzeitig mit ein. So kann sich dein Kind darauf einstellen und wird von der neuen Situation nicht überrollt.

2. Reizüberflutung stoppen

Die ständige Überforderung durch zu viele verschiedene Reize betrifft nicht nur Erwachsene, sondern prasselt auch schon auf die Kleinsten ein. Kein Wunder, dass es deinem Kind da auch mal zu viel wird. Versuche daher, ein ruhiges Umfeld zu schaffen. Zum Beispiel durch freie Spielnachmittage, Pausen für Entspannung, eine gute Balance aus ruhigen und intensiven Aktivitäten und ggf. ein reduziertes Spielzeugangebot.

3. Wer die Wahl hat…

Du kennst das bestimmt auch, je mehr Optionen du hast, desto schwieriger wird die Entscheidung. Das trifft auch auf dein Kind zu. Um die Entscheidungsfindung zu vereinfachen, solltest du deinem Kind eine eingeschränkte Auswahl bieten. „Buch A oder Buch B?“, „Den grünen oder den blauen Pullover?“ ABER: Bedenke, dass dein Kind nicht entscheiden kann, wenn die oben genannten Bedürfnisse nicht gestillt sind. Da ist es manchmal ratsamer, für das Kind zu entscheiden. Denn jede Entscheidung ist anstrengend und kostet Kraft. Wenn für dein Kind wichtige Bedürfnisse unerfüllt sind, fällt es ihm noch schwerer.

4. Das richtige Maß an Aufmerksamkeit

Dass zu wenig Aufmerksamkeit in Schreien und Wüten enden kann, weißt du schon. Um zu verhindern, dass es zu dieser Situation kommen kann, gibt es eine ganz einfache Methode: Schenke deinem Kind im Vorfeld viel Liebe, Nähe und Aufmerksamkeit. Ein Zuviel gibt es nicht!

So seltsam es klingen mag, deinem Kind ist es zunächst einmal egal, ob es eine positive oder negative Aufmerksamkeit bekommt. Wenn du durch Wutanfälle selbst schnell laut, hektisch und nervös wirst, bekommt dein Kind in solchen Momenten deine völlige Präsenz. Gibst du deinem Kind im Vorfeld zu wenig Nähe, Liebe und Kontakt, lernt dein Kind unbewusst, dass es sich deine Aufmerksamkeit nur durch negative Art und Weise holen kann. Bedenke jedoch, dass dein Kind einen Wutanfall nicht mit Absicht macht oder bewusst einsetzt.

Deshalb gilt: Schenke deinem Kind täglich deine ungeteilte Aufmerksamkeit. Das Telefon wird ignoriert, die Mails sind mal kurz auf sich gestellt und nebenbei kochen oder aufräumen gibt es auch nicht.

5. NEIN zu Nein!

Es ist super blöd, wenn dir permanent jemand sagt, was du nicht tun sollst. „Das darfst du nicht. Hör auf damit. Nein, mach das nicht“, da platzt einem schon mal der Kragen. Natürlich bedeutet das nicht, dass du alle Regeln über Bord werfen und dein Kind machen lassen sollst, was auch immer es will. Formuliere deshalb deine Forderungen anders. Anstatt zu sagen: „Fass das nicht mit dreckigen Händen an“, könntest du auch sagen: „Wäsche dir bitte die Hände, bevor du das anfasst“. Wertvolle oder zerbrechliche Gegenstände sollten sich zudem niemals im Lebens- oder Spielbereich deines Kindes aufhalten. Wenn die Vase nicht in der Gefahrenzone steht, bedeutet das automatisch weniger Verbote für dein Kind

So viel zur Prävention. Was ist allerdings, wenn es doch zum Wutausbruch kommt? Keine Sorge, auch dafür gibt es schnelle Hilfe…

So begleitest du dein Kind liebevoll durch einen Wutanfall

1. Sei der Fels in der Brandung

Dein Kind erlebt gerade eine riesengroße Frustration. Es kann aufgrund seiner unreifen kindlichen Gehirnentwicklung noch keine starken Gefühle selbst regulieren. Dazu braucht es dich! Je ruhiger du bei einem Wutanfall bleibst, desto schneller beruhigt sich dein Kind wieder.

Beachte: Kippe selbst nicht in die starken Gefühle rein und nimm einen Wutanfall deines Kindes nicht persönlich

2. Akzeptiere, was du gerade nicht ändern kannst

Für dein Kind geht gerade die Welt unter. Auch wenn der Grund für dich vielleicht nichtig oder lächerlich ist. Nimm dein Kind ernst. Es lebt im Moment, kann noch keine Perspektiven einnehmen, nicht langfristig denken und nicht in die Zukunft planen. Wenn der geliebte Pullover gerade von der Wäsche nass ist und nicht anziehbar ist, hilft es deinem Kind nicht, dass du ihm 5x sagst, dass es doch einfach einen anderen anziehen soll. Akzeptiere, dass dein Kind wegen solchen “Kleinigkeiten” ausrastet.

3. Vermittle, dass Gefühle okay sind

Hilf ihm, seine Gefühle kennenzulernen und diese anzunehmen. Benenne die Gefühle des Kindes und vermittle, dass sie okay sind. Alle Gefühle sind willkommen und sind zum Fühlen da… sonst wären sie keine Gefühle 😉 Versuche deinem Kind dabei zu helfen, seine Gefühle zu erforschen: „Du bist bestimmt sauer, weil du noch mit den anderen Kindern spielen wolltest.“ Triffst du beim ersten Versuch nicht ins Schwarze, probierst du einfach weiter. Sobald du den richtigen Grund aufgespürt hast, fühlt sich dein Kind verstanden und beruhigt sich.

WICHTIG: Nicht von oben herab. Begib dich mit deinem Kind auf Augenhöhe.

4. Zeige ihm Alternativen

Gefühle müssen raus. Auch Wut. Das kann bei manchen Kindern schon mal eskalieren. Es wird gebissen, getreten und wild um sich geschlagen.

Gib deinem Kind die Möglichkeit, die Gefühle auf andere Art abzubauen:

  • Auf dem Boden stampfen
  • Hände zu Fäusten ballen
  • schnelles Laufen
  • in ein Kissen hauen oder schreien, etc.

Mit diesen 4 Schritten wird sich dein Kind wieder beruhigen. Außerdem lernt es, egal wie heftig seine Gefühle gerade sind, du als Bezugsperson stehst an seiner Seite. Es erhält die Sicherheit, dass du es bedingungslos liebst. Ein Geschenk, das jedes Kind erhalten soll, um stark und selbstbewusst für’s Leben zu werden.

windelprinz.de: Zum Thema Selbstbewusstsein bei Kindern möchten wir unseren Lesern auch sehr gerne den Beitrag Selbstbewusstsein stärken – Die 23 besten Tipps für starke Kinder auf starkekids.com ans Herz legen.

Es ist alles in Ordnung

Egal was passiert, erinnere dich bitte immer an eines: Wutanfälle sind vollkommen normal und gehören zum Kind-sein dazu. Du musst dich weder schämen noch stressen lassen. Bleib ruhig und lass dir in solchen Situationen so viel Zeit wie nötig für dein Kind. Auch die Leute im Flugzeug werden ein bisschen Geschrei überleben.

Autorin: Birgit Gattringer (Elterncoach)

Birgit Gattringer

Birgit Gattringer ist familylab-Trainerin nach Jesper Juul, Dipl. Mentaltrainerin und Dipl. Kinder- und Jugendmentaltrainerin. Sie ist selbst Mama von 2 Jungs und gibt ihr Wissen auf der Plattform www.starkekids.com weiter. Ihr Herzensthema ist es, ein harmonisches Familienumfeld für Kinder zu schaffen, in dem die Kinder selbstbewusst und stark fürs Leben heranwachsen können.

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