Kinder und Mediennutzung – so finden Eltern die digitale Balance

Kinder und Mediennutzung
© PedroPlayaPic / Depositphotos – Bildschirmzeiten bewusst  festlegen

In einer Welt, die zunehmend von digitalen Medien dominiert wird, ist es entscheidend, ein ausgewogenes Verhältnis zwischen digitalen und analogen Aktivitäten für unsere Kinder zu finden. Doch wie kann dieses Gleichgewicht erreicht werden und warum ist es so wichtig? Dieser Frage widmet sich unsere Gastautorin und Medienpädagogin Franzi im folgenden Beitrag.

Ein Gastbeitrag von Franziska Scharf @ medienfuerkinder.de

medienfuerkinder.de LogoUnsere Kinder wachsen bereits in einer weitgehend digitalisierten Welt auf. Daher ist es wichtig, klare Strukturen zu schaffen, um Überforderung zu vermeiden und eine gesunde Entwicklung zu fördern. Mit 5 einfachen Tipps kannst du ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Bildschirmzeit und bildschirmfreier Zeit für dein Kind erschaffen.

5 einfache Tipps zur digitalen Balance, die Eltern sofort umsetzen können

1.) Grenzen setzen

Ein strukturierter Tagesablauf, der gemeinsam festgelegt wird, kann dabei helfen, die Zeit, die dein Kind mit Medien verbringt, zu steuern. Entscheidet gemeinsam, welche Medien und wie lange diese genutzt werden. So gibst du deinem Kind die Orientierung, die es braucht. Hierzu könnt ihr zum Beispiel Medienkarten als Symbole für die Bildschirmzeiten gestalten. Ein klar geregelter Ablauf verhindert Überforderung und schafft Sicherheit.

2.) Reizüberflutung reduzieren

Plane medienfreie Zeiten am Tag ein. So verhinderst du, dass dein Kind von zu vielen Reizen überflutet wird. Solche Pausen sind wichtig, um die Sinne zu entlasten, die Konzentrationsfähigkeit deines Kindes zu stärken und letztlich seine Aufmerksamkeitsspanne zu erhöhen. Durch ruhige Phasen ohne Bildschirmnutzung kann sich dein Kind besser erholen und ist aufnahmefähiger für andere Aktivitäten. Hier eignen sich zum Beispiel gemeinsame Aktivitäten wie Puzzeln, Malen und das Vorlesen eines Buches.

3.) Vorbildfunktion

Eltern spielen eine entscheidende Rolle im Medienverhalten ihres Kindes, denn Kinder lernen durch Nachahmung. Daher ist es wichtig, selbst einen gesunden Umgang mit digitalen Medien zu pflegen. Integriere bewusst Zeiten ohne Bildschirmaktivitäten in deinen Alltag und zeige deinem Kind, dass auch Zeiten ohne Bildschirm wertvoll und bereichernd sind.

4.) Gemeinsame Medienzeit

Die Medienzeit kann auch zu einer wertvollen gemeinsamen Zeit werden. Nutzt diese Zeit zusammen, um nicht nur die Inhalte zu kontrollieren, die dein Kind konsumiert, sondern auch um Gespräche darüber zu führen. Diskutiert das Gesehene oder Gespielte und reflektiert gemeinsam darüber. So wird die Mediennutzung zu einer aktiven und pädagogisch wertvollen Zeit, die die Bindung zwischen euch stärkt. Wie wäre es zum Beispiel gemeinsam die neue Folge der Lieblingssendung deines Kindes anzusehen und sich im Anschluss über den Inhalt auszutauschen, probiere es gerne aus.

5.) Aktive bildschirmfreie Zeiten fördern

Fördere die analogen Aktivitäten deines Kindes. Ob Sport, ein Musikinstrument, Lesen oder kreative Hobbys – diese Aktivitäten sind nicht nur gut für die physische Gesundheit, sondern auch für die geistige Entwicklung. Eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung hilft deinem Kind, seine Zeit sinnvoll zu nutzen und vielfältige Interessen zu entwickeln.

Durch diese Maßnahmen kannst du dazu beitragen, dass dein Kind ein gesundes Gleichgewicht zwischen digitalen und analogen Beschäftigungen findet. Ein bewusstes und strukturiertes Herangehen an die Mediennutzung ermöglicht es deinem Kind, die Vorteile der digitalen Welt zu nutzen, ohne die wertvollen Erfahrungen bildschirmfreier Aktivitäten zu vernachlässigen.

Warum ist die Balance zwischen digitalen und analogen Aktivitäten so wichtig?

Die Balance zwischen digitalen und analogen Aktivitäten ist von großer Bedeutung für die ganzheitliche Entwicklung deines Kindes. Während für Bewegung und körperliche Aktivität für seine physische Gesundheit unerlässlich sind, braucht es ebenfalls Raum für das Kognitive. Dazu zählen mitunter Lesen, Musizieren und kreatives Spielen. Aktivitäten wie Malen, Basteln oder Rollenspiele regen die Vorstellungskraft an und fördern kreatives Denken. Diese Aktivitäten stimulieren das Gehirn auf andere Weise als digitale Medien und tragen zu einer gesunden geistigen Entwicklung bei.

Weitere Aspekte sind ein gesunder Lebensstil und soziale Kompetenzen deines Kindes: Bildschirmfreie Aktivitäten bieten Gelegenheiten für zwischenmenschliche Interaktionen, die essenziell für die Entwicklung von Empathie und Kommunikationsfähigkeit sind. Gemeinsame bildschirmfreie Aktivitäten, ergänzt um gemeinsame Medienzeiten, stärken die familiäre Bindung. Sie bieten Raum für gemeinsame Erlebnisse und Gespräche, die das Zusammengehörigkeitsgefühl fördern.

Diese und viele weitere Aspekte sollten für Eltern Grund genug sein, die Medienerziehung bewusst zu gestalten. Wir halten fest, weshalb die Balance zwischen digitalen und analogen Aktivitäten so wichtig ist:

Die digitale Balance ist Grundlage für…

  • …die gesunde körperliche Entwicklung.
  • …die geistige Entwicklung und kognitive Reife.
  • …einen gesunden Lebensstil.
  • …gemeinsame Erlebnisse und Zusammengehörigkeitsgefühl.
  • …soziale Kompetenzen und Empathie
  • …Kommunikationsfähigkeit.
  • …die Vermeidung von Reizüberflutung und Stress.
  • …die Förderung von Kreativität und Fantasie.
  • …die Verbesserung der Konzentrationsfähigkeit.
  • …das Vorbeugen digitaler Abhängigkeiten.

Wie feste Routinen und Rituale helfen

In der heutigen digitalen Welt ist es wichtiger denn je, feste Rituale und Routinen für unsere Kinder zu etablieren. Eine davon, die sich als besonders wertvoll erwiesen hat, ist das Abschalten der Bildschirme eine Stunde vor dem Schlafengehen. Diese einfache, aber effektive Maßnahme kann die Schlafqualität erheblich verbessern und die abendliche Atmosphäre im Familienalltag bereichern.

1.) Bildschirm auschalten

Eine Stunde vor dem Schlafengehen werden alle Bildschirme ausgeschaltet. Fernseher, Computer, Tablets und Smartphones kommen zur Ruhe, um eine entspannte Umgebung zu schaffen. Diese bewusste Entscheidung hilft nicht nur den Kindern, sondern auch uns Erwachsenen, sich vom hektischen Alltag zu lösen und den Kopf freizubekommen. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass das blaue Licht von Bildschirmen die Melatonin Produktion hemmt, was das Einschlafen erschwert. Indem wir die Medienzeit beenden, unterstützen wir den natürlichen Schlaf-Wach-Rhythmus unserer Kinder.

2.) Übergangsaktivität einplanen

Nach dem Abschalten der Bildschirme folgt eine Übergangsaktivität, die den Übergang vom aktiven Tag zur ruhigen Nacht erleichtert. Hierbei sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Gemeinsame Familienzeit, in der wir ein Buch vorlesen, ein Puzzle zusammenlegen oder einen Spaziergang machen, stärkt die familiären Bindungen und schafft wertvolle Erinnerungen. Diese Aktivitäten fördern nicht nur die Entspannung, sondern auch die Kommunikation und Interaktion innerhalb der Familie. Besonders das Vorlesen vor dem Schlafengehen hat sich als beruhigendes Ritual etabliert, das die Fantasie anregt und den Wortschatz erweitert.

3.) Gemeinsame Reflexionszeit

Ein weiterer wichtiger Bestandteil unseres abendlichen Rituals ist die Reflexionszeit. Jeder in der Familie bekommt die Gelegenheit, kurz von seinem Tag zu erzählen. Diese Phase der Reflexion hilft Kindern, ihre Gedanken und Gefühle zu sortieren und den Tag gedanklich abzuschließen. Es fördert die emotionale Intelligenz und das Selbstbewusstsein, wenn sie lernen, ihre Erlebnisse zu verbalisieren und zu teilen. Gleichzeitig haben wir als Eltern die Chance, einen tieferen Einblick in das Leben unserer Kinder zu bekommen und ihnen das Gefühl zu geben, gehört und verstanden zu werden.

Probier diese Routine gerne zu Hause mit deinem Kind aus. Stellst du eine Veränderung fest? Teile hier in den Kommentaren gerne deine Erfahrung mit anderen Eltern.

Über Franzi

Franziska Scharf - medienfuerkinder.deFranzi ist freiberufliche Medienpädagogin und Master of Arts in der Handlungsorientierten Medienpädagogik. Ihr Herzenswunsch ist es, Klein & Groß einen bewussten Umgang mit Medien zu vermitteln – Eltern darin zu ermutigen und zu stärken. Daher ist es ihr wichtig, dass wir uns über unsere eigene Medienkompetenz im Klaren sind, um als Vorbildfunktion zu agieren.

“Kinder lernen den sicheren Umgang mit Medien hauptsächlich durch das Vorbild der Erwachsenen in ihrer Umgebung.” – Franziska Scharf

Mehr Infos zu Franzi unter www.medienfuerkinder.de

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